Das Leben der letzten Bewohner vom Neuen Palais soll in den Räumen original sichtbar werden.
Der sensationelle Fund von etwa 1000 Briefen an die letzte Kaiserin aus einem Wandschrank des Neuen Palais liegt seit fünf Jahren auf Eis. Rückgabeforderungen der Hohenzollern-Familie verhindern, dass die von Auguste Viktoria versteckten und versiegelten familiären Schreiben erforscht werden können. Das sagt Schloss-Kurator Jörg Kirschstein gegenüber Blickpunkt.
Die auch sonst unsichtbare Wilhelminische Periode sollen Besucher des beeindruckenden größten Baus von Park Sanssouci aber bald erleben können. „Wir sind mit einer Projektgruppe dabei, das herauszuarbeiten“, enthüllt Kirschstein. Dazu kooperiere die Schlösser-Stiftung SPSG bereits mit der Stiftung Haus Doorn in den Niederlanden. Dort befindet sich sämtliches Wohninventar, das der abgedankte Kaiser Wilhelm II. in 59 Güterwagen in sein Exil ausführte.
Inventar der Kaiserzeit könnte zurückkehren
Die Gegenstände fielen 1945 an den niederländischen Staat. Neben Leihgaben von dort könnten Besucher künftig auch moderne Einbauten des 19. Jahrhunderts wie den Aufzug der Kaiserin oder ihre Garderobe besichtigen.
Wer bereits jetzt etwas zu der originalen Einrichtung und einigen Geheimnissen über das frühere Leben dort erfahren möchte, kann das in Jörg Kirschsteins Buch, „Das Neue Palais in Potsdam – Familienidyll und kaiserlicher Glanz“. Es erschien soeben überarbeitet in zweiter Auflage (Bebra Verlag, 192 Seiten, 28 Euro). Bis auf die Berichtigung einiger Daten blieb es unverändert, sagt der Autor.
Der Leser gewinnt Einblicke in das Leben am deutschen Kaiserhof – von den fürstlichen Besuchen und Festen bis zur Arbeitswelt der Dienerschaft. Das Lieblingsschloss des letzten Monarchen, der es seit 1888 zum glanzvollen Mittelpunkt des politischen und gesellschaftlichen Lebens seines Reiches machte, ließ König Friedrich II. ab 1763 nach dem Sieg Preußens im Siebenjährigen Krieg als Machtdemonstration erbauen. Seinen Schwerpunkt setzt der Text aber auf die letzte Nutzung bis 1918.
Jörg Kirschstein stellt am Dienstag, dem 7. Mai, um 18 Uhr sein Buch im Potsdam-Museum vor. Der Eintritt ist frei. Die im gedruckten Wochenspiegel angekündigten Führungen durch das Neue Palais sind bereits ausverkaft.