Der neue Verbandsvorsitzende des Bäckerhandwerks Tobias Exner setzt sich für bessere Berufsschulen und höhere gesellschaftliche Anerkennung von Handwerksberufen ein.
Auf dem Verbandstag des Bäcker- und Konditoren-Landesverbandes Berlin-Brandenburg in Bad Saarow wurde der Beelitzer Bäckermeister Tobias Exner im April 2024 zum Landes-Verbandsvorsitzenden gewählt. Er löst damit die Berliner Bio-Bäckerin Christa Lotum ab, die auf den bisherigen Vize-Posten von Exner wechselt.
Somit ist der Inhaber eines großen Familien-Filialbetriebs mit Backstube nun der erste Mann in der Spitzenvertretung des regionalen Bäcker- und Konditorenhandwerks. Sie gibt Angehörigen von zehn regionalen Innungen und acht nicht-innungsgebundenen Einzelbetrieben eine Stimme.
Angesprochen darauf, was der gebürtige Beelitzer nun in seinem neuen Ehrenamt als wichtigstes Thema angehen werde, sagt er sofort: „Erstmal werde ich mich um den Nachwuchs kümmern.“ Um Interesse für das Handwerk zu wecken und beste Kenntnisse zu vermitteln, müsse die Ausbildung attraktiver werden. „Darüber gibt es auch Kommunikationsbedarf, dass Bäcker und Bäckereiverkäufer tolle Jobs sind“, sagt der Meister.
Allerdings findet er die Berufsschulen schlecht mit Lehrmaterial ausgestattet, und es fehlen teils die kompetenten Lehrer: „Die sind nicht besser ausgestattet, als die normalen Schulen, wo oft Unterricht ausfällt oder Vertretungslehrer unterrichten.“
Daher wolle er bald alle Berufsschulen aufsuchen und mit dem Personal in Gedankenaustausch treten. Exner kennt als Inhaber eines 2019 als „Bester Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichneten Unternehmens die Anforderungen. „Ich werde auch mit dem Brandenburger Bildungsministerium und dem Senat in Berlin reden“, kündigt er an. Seine Mission sieht er dabei in der Vermittlung des hohen Stellenwerts von Handwerk als wichtiger Wirtschaftsfaktor und regionaler Partner. „Die Unternehmen sind zu 99 Prozent Familienbetriebe, die stark mit der Heimat verwurzelt sind“, sagt er und weist auf Nahrungsmittelspenden an Sozialverbände hin oder die Bäcker-Cafés als oft einzig verbliebene ländliche soziale Treffpunkte.
Auch das Problem der Integration von Flüchtlingen will er lösen helfen. In seinem Betrieb mit Beschäftigten aus 35 Nationen kämpfe er oft um das Bleiberecht seiner Azubis. Er setzt darauf, dass über den Bundesverband und damit auch weitere Handwerkerverbände Druck auf gesetzliche Veränderungen gemacht werden könne.